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Innovatives Assistenzsystem: Automatisierter Kapazitätshandel reduziert nicht-wertschöpfende Tätigkeiten um bis zu 30 Prozent

Innovatives Assistenzsystem: Automatisierter Kapazitätshandel reduziert nicht-wertschöpfende Tätigkeiten um bis zu 30 Prozent

© IFW
Potenziale des JobTRADE Assistenzsystems

Der wirtschaftliche Erfolg von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Lohn- bzw. Auftragsfertigung hängt ganz wesentlich von einem effizienten Auftragsvergabe- und Angebotsprozess ab. Für viele KMU sind diese Prozesse mit einem hohen Aufwand verbunden. Die notwendigen Informationen, um ein Angebote abzugeben und Aufträge zu vergeben, sind in der Regel zeitaufwändig und verzögern deswegen die Prozesse. Das Projekt „Assistenzsystem zum unternehmensübergreifenden Handel von Produktionskapazitäten“ (JobTRADE) vom Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover in Zusammenarbeit mit der Fauser AG will diese Prozesse optimieren. „Wir wollen die nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten der beteiligten Mitarbeiter durch ein innovatives Assistenzsystem zum Kapazitätshandel um bis zu 30 Prozent reduzieren“, erläutert Projektmitarbeiter Simon Settnik.

Die Zulieferbranche, die durch einen hohen Anteil an Lohnfertigern geprägt ist, sieht sich einem hohen Kostendruck ausgesetzt. Um eine hohe Ressourcenauslastung und Liefertreue zu erzielen, sollen Handelsplattformen helfen, neue Aufträge zu akquirieren sowie geeignete Unternehmen für die Auslagerung einzelner Fertigungsschritte bei Ressourcenengpässen zu finden.

Ein Vergleich der am Markt verfügbaren Plattformdienste offenbart jedoch erhebliche Defizite. Durch fehlende Standards liegen beispielsweise bei der Auftragsanlage nur unzureichende Informationen für die Angebotskalkulation vor. Notwendige Schritte zur Bearbeitung eines Bauteils sowie der erforderliche zeitliche Aufwand sind mit den Plattformen nur schwer kalkulierbar. Zum anderen sind die Plattformen zu bereits in den Unternehmen eingesetzten Planungssystemen für die Auftragsverwaltung (Enterprise Ressource Planning, kurz ERP) und die Fertigungsplanung (Manufacturing Execution System, kurz MES) isoliert. Settnik: „Es fehlen die Schnittstellen für eine Verknüpfung mit bereits vorhandenen Systemen.“ Wichtige Informationen aus der Produktion, die zum Beispiel der Vertrieb benötigt, um die Verfügbarkeit der notwendigen Ressourcen, wie Maschinen, Werkzeuge, Mitarbeiter zu prüfen und eine Aussage über einen möglichen Liefertermin treffen zu können, können nicht automatisiert abgerufen werden. „Die Prüfung einer Anfrage und Abgabe eines Angebots ist weiterhin mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden, sodass Angebote gar nicht oder sehr spät abgegeben werden“, sagt Settnik.

 

Im durch den europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projekt JobTRADE soll daher ein Assistenzsystem zum unternehmensübergreifenden Handel von Produktionskapazitäten für die Lohnfertigung entwickelt und erprobt werden. In Abgrenzung zu bestehenden Lösungen sollen dabei Informationen aus der Produktionsplanung für die teilautomatisierte Angebotskalkulation berücksichtigt werden. Hierfür wird das vom IFW und der Fauser AG grundlegend entwickelte Verfahren zur dynamischen Kapazitätsplanung und -steuerung („KaPro“) auf den unternehmensübergreifenden Kapazitätshandel adaptiert und im Hinblick auf eine möglichst breite Anwendbarkeit erweitert.

Ziel ist, darauf aufbauend eine Handelsplattform zu entwickeln, die eine Verknüpfung zu den internen Planungs- und Verwaltungssystemen für eine automatische Prüfung der Machbarkeit und Kalkulation eines Angebotspreises herstellt. Darüber hinaus wollen die Projektmitarbeiter mit der Plattform die Bildung von Verteilerkreisen ermöglichen, um strategische Partnerschaften abbilden zu können.