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Viel hilft nicht immer viel - „Runder Tisch Spanntechnik“ zeigt ungenutzte Potenziale auf

Viel hilft nicht immer viel - „Runder Tisch Spanntechnik“ zeigt ungenutzte Potenziale auf

© IFW
Runder Tisch Spanntechnik

„Das Thema Spanntechnik bietet noch viel Potenzial für Optimierungen. Werkstück Spannvorrichtungen werden häufig auf Basis individueller Erfahrungen konstruiert und ausgelegt. Nicht immer sind die so umgesetzten Lösungen optimal auf den Prozess abgestimmt.“, erläutert Dr.-Ing. Benjamin Bergmann vom Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover. Vor diesem Hintergrund lud das IFW am 15. Mai 2020 zum zweiten „Runden Tisch Spanntechnik“ erstmals als online Konferenz ein. Dabei diskutierten die Mitarbeiter des IFW mit Vertretern von 14 Firmen unter anderem neue Entwicklungen, Trends und Herausforderungen im Bereich der Spanntechnik für Werkzeuge und Werkstücke.

Während des Fertigungsprozesses halten Spannmittel das Werkstück fest im Griff. Auftretende Prozesskräfte werden über dieses Bindeglied in die Maschinenstruktur abgeführt. Entsprechend werden gesteigerte mechanische Anforderungen an diese Spannmittel gestellt, die sich in ihren Steifigkeits- und Dämpfungswerten widerspiegeln. Ebenfalls sind zur Steigerung der Prozesssicherheit Kenntnisse über die Spannkraft-Wiederholgenauigkeit sowie die Reproduzierbarkeit der Einspannung wichtig. Diese vielfältigen Spannmitteleigenschaften sind häufig jedoch nur unzureichend bekannt, bestimmen dagegen maßgeblich das Fertigungsergebnis.

Abhilfe kommt aus dem Forschungsfeld des IFW. Am Beispiel von hydraulischen Schwenkspannern wurde ein durch das IFW erarbeitetes Benchmark-Konzept beim „Runden Tisch“ vorgestellt, mit dem sich relevante Kenngrößen der Spannmittel systematisch ermitteln lassen. Ein Auszug erster experimentell gewonnener Erkenntnisse konnte den Teilnehmern beim Treffen bereits präsentiert werden. So zeigte sich eine signifikante Abhängigkeit zwischen vorliegendem Dämpfungsverhalten der untersuchten Schwenkspanner und anliegendem Spanndruck. Es konnte somit demonstriert werden, dass ein übermäßiger Spanndruck für eine Werkstückspannung, die optimal an den Fertigungsprozess angepasst werden soll, nicht zielführend ist.

Als ein weiteres Highlight der Veranstaltung lieferten Vorträge aus der Industrie wertvolle Impulse. So zeigte die Römheld GmbH in ihrem Impulsvortrag die geschichtliche Entwicklung der Spanntechnik auf, wobei sensorische Spannsysteme zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dabei stellen diese Systeme Informationsquellen dar, die sowohl für den Anwender als auch für den Hersteller von besonderem Interesse sind. Ein zentraler Diskussionspunkt zum Vortrag war dabei, wie die im Einsatz genierten Daten über standardisierte Schnittstellen nutzbar gemacht werden können. „Hierbei müssen auch rechtliche Fragen zur Datenhoheit geklärt werden, so dass die Interessen von Anwender und Hersteller gegenseitig gewahrt werden.“, erläutert Benjamin Bergmann.

Die Meshparts GmbH stellte auf der Konferenz eine simulationsunterstützte Spannplanung vor. Mit ihrem Ansatz einer Bibliothek von vormodellierten Spannmitteln ergibt sich die Fragestellung, wie diese Modelle mit dem präsentierten Spannmittel-Benchmark validiert werden können und ob damit der Spannmittel-Benchmark weiter präzisiert werden kann. „Der offene Dialog mit den Teilnehmern hat uns viele Anknüpfungspunkte für aktuelle und zukünftige Forschungsprojekte offenbart.“, betonte anschließend Benjamin Bergmann.

Der nächste „Runde Tisch Spanntechnik“ wird voraussichtlich im November 2020 folgen. Die Teilnahme am „Runden Tisch Spanntechnik“ ist weiterhin kostenlos.

Kontakt

Für weitere Informationen steht Ihnen Eike Wnendt, Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen, unter Telefon +49 511 762 18257 oder per E-Mail unter wnendt@ifw.uni-hannover.de gern zur Verfügung.